Podium zur Familieninitiative

Tagblatt Online, 9.11.2013

Podium zur Familieninitiative

Der Ton blieb freundlich (v. l.): Angelo Zehr, Monika Lehmann und Lukas Reimann. (Bild: Maya Schmid-Egert)

Im von der Jungen SVP organisierten Podium zur Familieninitiative wechselte der Ton zwischen bekannter Stimmungsmache und mütterlichem Augenaufschlag.

MAYA SCHMID-EGERT

ST. MARGRETHEN. Die Debatte begann Tage vorher im Internet. Jeder der vier Podiumsteilnehmer hatte seine Argumente für oder gegen die SVP-Initiative bereits getwittert, gebloggt oder gepostet. Podiums-Organisator und Präsident der Jungen SVP, Mike Egger, kommentierte einen «Blick»-Beitrag mit: «Wenn die Kinder in die Kita abgeschoben werden, können beide Elternteile während dieser Zeit arbeiten und den doppelten Lohn nach Hause bringen.»
Ein gutes Beispiel für den von Polemik gefärbten Abend in der Wiesenau-Aula, das unter der Gesprächsleitung von «Tagblatt»-Redaktorin Diana Bula stand. Und auch ein gutes Beispiel für die Bedeutung dieser von der SVP lancierten Initiative. Davon später.

Schwaches Echo

Von politischen Gegensätzen spürte man vor dem Einlass in die Wiesenau-Aula (noch) nichts. Die eingeladenen Befürworter Lukas Reimann (SVP) und Gegner Monika Lehmann (CVP) und Angelo Zehr (Juso) smalltalkten und scherzten unter dem Vordach des Schulhauses gut gelaunt miteinander. Nationalrat Reimann liess sich, zusammen mit Bewundern, fotografieren.
Der einzige bereits feststellbare Gegensatz bestand darin, dass das Durchschnittsalter der Podiumsbestreiter deutlich unter dem des erschienenen Publikums lag. Ein Wermutstropfen, trotz des im Vorfeld lancierten Facebook-Aufrufs.
Im mit dreissig Besuchern und Besucherinnen mässig gesuchten Podium ergab sich eine von Anfang an emotional und polemisch geprägte Diskussion. Nicht eine Minute Redezeit verging, bis Kantonsrat Mike Egger schon das emotional stärkste Argument im Abstimmungskampf in der Waagschale platziert hatte: Gleichbehandlung aller Familienmodelle. Gerechtigkeit für alle Familien. Lukas Reimann doppelte sogleich nach. Während Juso SG-Präsident Angelo Zehr mit «Minusgeschäft» und «Systembruch» ebenso mit Schlagwörtern konterte, munterte Kantonsrätin Lehmann dazu auf, sich ernsthaft mit der Familieninitiative auseinanderzusetzen. Ein Aufruf zur Sachlichkeit, den sie später mit Charme unterlegen sollte.
So sprach sie, die einzige Frau und Mutter in der Runde, ihre Gesprächspartner immer wieder gezielt mit «du» an, stellte Fragen, die mit «Du willst doch nicht wirklich» begannen, brachte mit einem Augenaufschlag ihre Erklärungen ein. Rhetorische Methodik einer gelernten Kindergärtnerin, die es offensichtlich gewohnt ist, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
Einen Moment der Empörung leistete sich Lehmann, als sie ihr Unverständnis darüber ausdrückte, dass junge Männer wie Reimann und Egger («Ich könnte eure Mutter sein.») sich ausschliesslich für tradierte Familienmodelle aussprechen würden: «Das kann ich nicht verstehen.» Mit Charme gegen Polemik, eine Strategie, die zu einem wohltemperierten Gesprächsanlass führte ohne negative Angriffe. Bis auf einen: Der «Blick»-Eintrag von Mike Egger stammt nicht von ihm, wie er auf Anfrage festhielt. Im Internet, so das Fazit, wird mit härteren Bandagen gekämpft.

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